Urbanität im städteplanerischen Sinn ist zunächst nicht mehr als ein Schlagwort, das Qualität und Attraktivität eines städtischen Raums zu umschreiben versucht. Es war und ist dem Wandel des Zeitgeistes unterworfen und muss daher jeweils neu beschrieben werden.

Eine Stadt-Gesellschaft lebt davon, dass zumindest Grundformen einer Geselligkeit oder Kommunikation ermöglicht werden können. Die in der jüngeren Vergangenheit praktizierten Konzepte einer Stadtplanung haben diesen Aspekt bisweilen außer Acht gelassen. Die Wohnung wurde weitgehend als hochprivater Rückzugsraum angesehen, in den man per Auto von der Arbeit zurückkehrt, nachdem man zuvor noch die notwendigen Einkäufe beim Discounter auf der grünen Wiese am Stadtrand erledigt hat. Weitere, auch spontane Kontakte zu anderen Menschen als der eigenen Familie sind in einer solchen Sicht nicht vorgesehen.

Fast jeder, der von einer Urlaubsreise aus mediterranen Ländern zurückkehrt, schwärmt aber vom „öffentlichen Leben“, das er dort vorgefunden hat und wünscht sich einen ähnlichen Lebensstil auch hier. Bei uns wurde aber oft der Aspekt „Wohnen“ zur alleinigen Vorgabe erklärt, und der musste möglichst kostengünstig auf wenig Fläche realisiert werden. Münchens Trabantenstadt Neuperlach ist ein gutes Beispiel für diese Ära der Stadtplanung und die damalige Sicht auf den Begriff Urbanität.

Heutige Vorstellungen wollen wieder auf ein Nachbarschaftskonzept zurückgreifen, das dieses schon baulich unterstützt (und eben nicht zur Nebenfunktion degradiert). Dabei geht es zunächst darum, die strikte räumliche Trennung der Funktionen Arbeiten und Wohnen wieder aufzuheben und damit auch unerwünschten Individualverkehr zurückzufahren.

Zudem sollte man sich gewärtig sein, dass öffentliches Leben sich auf der Erdgeschoss-Ebene abspielt. Dort geht jeder, selbst wenn er später mit dem Lift in den fünfzehnten Stock in sein Apartment hinauf fährt. Es ist eine Zukunftsaufgabe der Planung, hier für Schnittstellen zu sorgen, an denen Kommunikation stattfindet.

Mit einer zunehmenden Überalterung der Gesellschaft kommen aber auch neue Herausforderungen auf uns zu. Auch hier müssen neue Formen des Umgangs in einer Gesellschaft ausprobiert werden, die mit Kommunikation und Nachbarschaft zu tun haben. Und diese müssen in einem öffentlichen Raum platziert werden.

Das sind nur einige Aspekte, wie Urbanität aktuell neu definiert werden kann und soll. In den weiteren Kapiteln des Portals Ziele werden wir sie weiter vertiefen. Besonders aber muss im Rahmen eines Stadtentwicklungskonzeptes dieser Begriff eben genau für Brucker Verhältnisse definiert werden und in Ziele und Maßnahmen transportiert werden.